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Geologie mit Bibel-Blick

von Timo Roller

Zu einem geologischen Tag lud im April 2010 der CVJM Sulz am Eck ein. Der Verein, der sein 50-jähriges Bestehen feierte, hatte im Jubiläumsjahr einige außergewöhnliche Veranstaltungen auf dem Programm.

[erschienen im Schwarzwälder Boten am 15. April 2010; aktualisiert am 12.10.2012]

Was die Geologie mit dem christlichen Glauben zu tun hat und ob im Sulzer Muschelkalk Spuren der Sintflut zu entdecken sind – zur Beantwortung dieser Fragen kam Diplom-Geologe Dr. Martin Ernst aus Kirchzarten bei Freiburg nach Sulz. Neben Exkursionen in den Schwarzwald oder die Alpen führt Ernst auch Reisen zu geologischen Attraktionen in Israel, Namibia oder Island durch.

Im Gottesdienst predigte Ernst über ein Kapitel des Römerbriefs, dessen Bedeutung für den bibelgläubigen Wissenschaftler im Verlauf des weiteren Tages deutlich wurde: Wie durch den Sündenfall von Adam und Eva die Schuld und der Tod in Gottes Schöpfung eingetreten sei, so ermögliche Jesus Christus die Erlösung und das ewige Leben für den schuldigen Menschen. Konnte es dann aber schon vor der Existenz des Menschen den Tod geben, wie die Evolutionstheorie dies voraussetzt?

Die »geologische Wanderung« am Nachmittag begann am Steinbruch des Schotterwerks Mast. Geschäftsführer Harald Mast und der technische Leiter des Mutterunternehmens Klöpfer, Robert Finke, gaben den etwa 50 Interessierten einen Einblick in die Arbeit im Steinbruch: Aus dem etwa 60 Meter mächtigen Oberen Muschelkalk wird Gestein abgebaut, dass nach der Zerkleinerung vor allem im Straßenbau sowie für die Beton- und Asphaltherstellung verwendet wird. Erläutert wurden dabei auch die aufwendigen Renaturierungsmaßnahmen.
Martin Ernst betonte die Bedeutung von Steinbrüchen für die geologische Geländearbeit und Grundlagenforschung, bevor er die Entstehung des Muschelkalks erläuterte. Er warf dabei Fragen nach den geologischen Zeiträumen auf: Damit Fossilien entstehen können, müssen sie in kurzer Zeit eingebettet werden – Noch bevor die Zersetzung der Lebewesen einsetzen könne. Für diese Vorgänge brauche man nicht zwingend Millionen von Jahren, so der Geologe.

Auf dem Weg durch Sulz erklärte Ernst, dass auch die Bildung der die Landschaft prägenden Täler durch rasche Vorgänge gut erklärbar sei. Erst im Rheingraben seien große Schuttmassen zu finden, was auf hohe Fließgeschwindigkeiten schließen lasse.

Um einen verhältnismäßig jungen Fels handelt es sich beim Tierstein – der nächsten Station der Wanderung. Durch Ablagerung aus dem sehr kalkhaltigem Wasser habe sich dieses rund fünf Meter hohe Naturdenkmal gebildet. Direkt daneben ist ein kleinerer Felsen zu sehen, der auch heute noch durch das darüber hinweg fließende Wasser wächst.

Während einer Kaffeepause konnten die Wanderer Unterlagen einer Erdwärme-Bohrung begutachten, die zeigten, dass etwa 20 Meter unterhalb des Sulzer Agenbaches die Grenze zwischen den Gesteinsschichten des Muschelkalks und des Buntsandsteins liegt.

Im weiteren Verlauf der Wanderung Richtung Wildberg drang die – auch wegen des zeitweise unangenehmen Wetters inzwischen auf 25 Teilnehmer geschrumpfte – Wandergruppe in das vom rötlichen Buntsandstein geprägte Nagoldtal vor. In der Lützenschlucht, am Endpunkt der Wanderung, türmten sich schließlich dreißig Meter hohe Felswände vor der Gruppe auf und Martin Ernst erklärte auch hier die mögliche Entstehung durch Ablagerung riesiger Sandmengen aus dem Zentralmassiv in Frankreich durch ein enorm ausgedehntes urzeitliches Flusssystem. Es sei im Erdzeitalter der Trias soviel Material bewegt worden, »dass der Buntsandstein bei Helgoland eine Mächtigkeit von 1,3 Kilometer erreicht«. Auch hier glaubt Geologe Ernst an enorme katastrophische Vorgänge, die innerhalb kurzer Zeit abgelaufen sein müssten.

Bei der den geologischen Tag abschließenden Abendveranstaltung mit dem Thema »Wenn Gott nicht Schöpfer wäre …« im Sulzer Gemeindehaus zeigte Ernst noch einige Bilder und erklärte, dass Fossilien keinesfalls stumme Zeugen für Evolution sein müssten: Im Gegenteil seien sie hochkomplex, fertig lebensfähig und zeigten keine Anzeichen für eine kontinuierliche Höherentwicklung. Weil auch kein Wissenschaftler die Vergangenheit der Erde mit eigenen Augen beobachtet hat, bliebe die Evolutionstheorie eine reine Hypothese.

Dr. Ernst selbst hält die Bibel auch in ihren Aussagen zur Schöpfung für glaubwürdig und bezweifelt aufgrund des schon am Morgen ausgelegten Bibeltextes, dass die Evolution, die »den Tod als Motor hat«, als Schöpfungsmethode Gottes in Frage komme. Zugleich zeigte er aber auf, dass er als Wissenschaftler mit vielen offenen Fragen zurückbleibe. Als sein persönliches Motto gab er Psalm 111,2 weiter: »Groß sind die Werke des Herrn; wer sie erforscht, der hat Freude daran.«

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