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Evangelisch, klar! Aber methodistisch?

Die Evangelisch-methodistische Kirche stellt sich vor.

Von Wilfried Röcker

Evangelisch, klar! Aber methodistisch????? Was soll denn das sein? So geht es vielen, die unseren Kirchennamen in Deutschland hören. Als kleine Kirche (in Deutschland) sind wir bei weitem nicht in allen Orten vertreten und von daher auch nicht sonderlich bekannt.

In England oder den USA freilich ist das völlig anders. Auf Schritt und Tritt begegnen ihnen dort die Methodisten. Dieser Sachverhalt lässt schon einiges über die Entstehung dieser weltweiten Kirche vermuten: Sie entstand nicht in der Reformationszeit auf dem europäischen Festland, wo viele andere protestantische Kirchen ihren Ursprung haben, sondern auf der Insel als eine Erweckungsbewegung innerhalb der Anglikanischen Kirche rund 200 Jahre später im 18. Jahrhundert. Das Stichwort Bewegung macht schon deutlich, dass es nicht einen einzigen Reformator gab. Vielmehr waren innerhalb der anglikanischen Kirche viele Menschen auf der Suche nach den Wurzeln christlichen Lebens angesichts einer damals festgefahrenen, gesellschaftlich enggeführten Wohlstandskirche inmitten des Elends der damaligen industriellen Revolution.

Männer wie George Whitefield, John und Charles Wesley fanden sich schon während des Studiums zusammen, um einen urchristlichen Lebensstil zu führen, was intensives Gebet, Bibelstudium, aber auch sozialdiakonisches Handeln betraf. Als Studentengruppe bekamen sie auch ihren Spitznamen, Methodisten, der, wie das mit Spitznamen so ist, blieb.

Dass aus dieser Studentenbewegung aber eine Erweckungsbewegung wurde lag in der Wiederentdeckung der paulinischen Rechtfertigungslehre. Schriften Martin Luthers und persönliche Begegnungen mit deutschen Herrnhutern waren dabei von größter Bedeutung.

Beides, der entschieden christliche und verantwortungsvolle Lebensstil in der Gesellschaft und die Rechtfertigungslehre, bildeten den Kern dieser Erweckungsbewegung, was bis heute so geblieben ist.

Erst mit der Entstehung der Vereinigten Staaten und der Unabhängigkeit von Großbritannien wurde aus dieser anglikanischen Erweckungsbewegung eine eigenständige Kirche. Die Methodisten, die damals nach Amerika ausgewandert waren, wollten nun auch unabhängig von der englischen Mutterkirche sein. Im neu entstehenden Staat mit seinem neuen demokratischen Stil, entwickelte sich dann auch die dritte erwähnenswerte Besonderheit unserer Kirche: ihre von Grund auf demokratische Struktur.

Vergleichbar mit einem föderalen Delegiertensystem, funktioniert Leitung in unserer Kirche. Gemeinden schließen sich zu Bezirken zusammen, diese in Distrikte und Jährlichen Konferenzen, jene sammeln sich in Zentralkonferenzen, rund um den Globus verteilt, um sich dann in einer großen Generalkonferenz zu finden. Was uns als methodistische Kirchen der United Methodist Church, zu der auch die Evangelisch - methodistische Kirche in Deutschland gehört, verbindet, ist eine gemeinsame Verfassung und Entscheidungen, die in den einzelnen Konferenzen von den Delegierten (immer!! zur Hälfte haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unserer Kirche) getroffen werden. Umgekehrt ist es möglich, über die gewählten Delegierten oder als einzelnes Kirchenglied, Anträge an die einzelnen Konferenzen zu stellen.

Diese Struktur, die Inhalte von Rechtfertigung und Heiligung (als Stichwort für gelebtes Christsein und Wachstum im Glauben) sind es, die unsere Kirche prägen.

Über verschiedene deutsche Auswanderer kam sie als methodistische Bewegung im 19. Jahrhundert in verschiedene Gegenden Deutschlands (was freilich für die damals fest funktionierende landeskirchliche Struktur eine Provokation war). Manch üble Pfarrersschelte der ersten methodistischen Prediger (die in der Regel kaum eine theologische Ausbildung hatten) taten ihr Übriges, sodass über die ersten Jahrzehnte hin ein sehr gespanntes Verhältnis zwischen den Methodisten und den anderen evangelischen und der katholischen Kirche in Deutschland entstand, mit dem Ergebnis, dass die Methodisten in Deutschland nicht aus der Ecke der Sektierer herauskamen.

Das ist nun Ð Gott seiÕs gedankt! Ð ein Teil von Geschichte geworden und wir sind froh über bereits mehr als 10 - jährige Kanzel - und Abendmahlsgemeinschaft zwischen der Evangelischen Kirche und uns, und über die gute Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche im Rahmen der örtlichen Ökumene und der ACK in Deutschland.

Auch wenn die Methodisten weltweit gesehen zu den großen Kirchen gehören, ist sie in Deutschland eine kleine Kirche geblieben. Im Oberen Nagoldtal gibt es nur wenige und im Verhältnis kleine Gemeinden, die bei der Aktion neu anfangen mitmachen (Nagold, Ebhausen, Altensteig, Egenhausen mit rund 330 Kirchengliedern insgesamt!). Dennoch bringen wir uns gerne, nach unseren Möglichkeiten ein, um auf diesem Weg mit den Menschen in unseren Orten wieder ganz neu ins Gespräch über unseren Glauben zu kommen.

Eigentlich gäbe es noch viel zu schreiben über uns als Kirche. Z.B. wie man bei uns Kirchenglied wird. (Bei uns wird der Bogen von der Kindertaufe nicht zur Konfirmation oder Firmung geschlagen, sondern zu einer Gliederaufnahme, die alters unabhängig ein Taufbekenntnis derer, die sich als Kirchenglieder aufnehmen lassen erfragt.) Oder wie wir uns finanzieren: (Das Kirchensteuersystem gibt es ja lediglich in Deutschland und als internationale Kirche haben wir uns diesem System nicht angeschlossen, obwohl uns das in Deutschland zustehen würde.) Es gäbe wirklich noch viel zu erklären Ð aber ich habe den mir zugeteilten Platz bereits

überschritten Ð also bleibt mir abschließend nichts anderes zu sagen als: Fragen Sie doch nach, wenn Sie einen Methodisten treffen, oder rufen Sie an bei einem von uns drei Pastoren im Oberen Nagoldtal (Klaus Rabe (Nagold), Kurt Wegenast (Ebhausen), Wilfried Röcker (Altensteig)).

Wilfried Röcker, 35, verheiratet, zwei Kinder, ist Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche und leitet den Gemeindebezirk Altensteig, zu dem insgesamt vier Gemeinden gehören. Bei der Aktion neu anfangen arbeitet er im Altensteiger Ortsarbeitskreis und im Theologieausschuss mit.

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