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Zukunftsfähige Gemeinde - eine Illusion?

Von Roland Lausch

So manch eine Person steht der Aktion »neu anfangen - Christen laden ein zum Gespräch«, abwartend oder gar ablehnend gegenüber. Lohnt sich denn der ganze Aufwand? Wird die Aktion die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen können? Gemeindewachstum, übervolle Kirchen mit einem hohen Anteil Jugendlicher - was bei uns meist nur noch Wunschtraum ist, ist in vielen Ländern des Südens Realität. Aufgrund mehrjähriger Mitarbeit in einer afrikanischen Kirche möchte ich aufzeigen, dass die Aktion »neu anfangen« einige wichtige Elemente dieser jungen, dynamischen Kirchen aufgreift, und dies stimmt mich hoffnungsvoll.

Es gibt eine ganze Reihe von Elementen, die sich in den unterschiedlichsten Gemeinden mit positivem Gemeindewachstum finden: Alle haben sie als kleiner Kreis begonnen. Oder aber es gibt neben den zentralen Veranstaltungen, regelmäßige Treffen im kleineren Kreis. Die unterschiedlichsten Menschen finden sich dort zusammen, um miteinander die Bibel zu lesen, Glaubenserfahrungen auszutauschen und das Gebet zu suchen. Diese kleinen Kreise wachsen in der Regel recht schnell, weil Familienangehörige oder Bekannte von den Teilnehmenden eingeladen werden. Das allein reicht allerdings nicht aus - diese Kreise wachsen vor allem deshalb, weil Christus sich von denen finden lässt, die ihn ernsthaft suchen. Christus begegnet uns vor allem durch das Wort der Heiligen Schrift. Trotz aller Textkritik der westlichen Welt, erleben täglich viele Menschen auf diesem Globus neu, dass Gott sich zu seinem Wort bekennt und Glauben schenkt (Römer 10,17 und 1. Korinther 2,1-5). An Christus glauben zu können, ist die erste Geistesgabe. Kein Mensch kann von sich aus glauben.

Dieser Umstand hat für mich eine befreiende Wirkung, denn damit ist nicht entscheidend wie gut ich als Christ reden kann, wie überzeugend oder schlagfertig ich argumentiere oder wie gut ich ausgebildet bin. Entscheidend ist, dass wir Botschafter an Christi Statt sind (2. Korinther 5,2). Wir sollen und können nur auf den hinweisen, der allein vom Tode erretten kann und Versöhnung mit Gott schenken möchte. Wenn Gott sich nicht zu seinem Wort bekennen würde - unsere Anstrengungen wären vergeblich.

Nachdem es uns meist schwer fällt, über den eigenen Glauben bzw. Glaubenserfahrungen mit anderen ins Gespräch zu kommen, ist es ein hilfreicher Ansatz, den Glauben in einer Region zum Gesprächsthema zu machen. Unabhängig davon, wie groß die Erfolge in den einzelnen Orten ausfallen werden, Mitmachen lohnt sich! Es lohnt sich allein schon deshalb, weil das Gemeindeleben nachhaltig davon profitieren wird, wenn sich die Gemeindeglieder aktiv an der Aktion und den Gesprächskreisen beteiligen.

Nur wenn es gelingt, dass aus Konsumenten des kirchlichen Lebens Beteiligte werden, sind wachsende und lebendigere Gemeinden möglich. In der stärkeren Einbeziehung der Gemeindeglieder in die Gestaltung kirchlichen Lebens liegt ein enormes Wachstumspotential. Es ist das Erfolgsrezept der jungen Kirchen. Allerdings ist auch das Rollenverständnis der hauptamtlichen Mitarbeiter betroffen. Mir hat diesbezüglich das Selbstverständnis eines Pfarrers gefallen, der sich als Trainer für die Gemeinde versteht.

Materiell reiche Kirchen stehen in der Gefahr, geistliche Wachstumsgesetze außer acht zu lassen und Strukturen zu schaffen, die einer sinnvollen Einbeziehung der eigenen Basis entgegenstehen. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum so viele Kirchen in den Ländern des Südens trotz eines großen Mangels an hauptamtlichen Mitarbeitern sehr erfolgreich ihr Gemeindeleben gestalten.

Die Aktion »neu anfangen« deckt manche Schwachstelle in unseren Gemeinden auf, weil sie ohne die Beteiligung vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter nicht durchführbar ist. Darin liegt die große Herausforderung, aber darin steckt auch die riesige Chance. Wenn man die Aktion nur als eine Image- und Werbekampagne der Kirchen betrachtet, wird man dem zentralen Anliegen der Aktion sicherlich nicht gerecht. Ich sehe die Aktion als einen hoffnungsvollen Aufbruch in die richtige Richtung an.

Roland Lausch, verheiratet, zwei Kinder, lebt mit seiner Familie in Oberschwandorf. Er ist gelernter Agrarbiologe, arbeitet beim Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung (DiMÖE) der Evang. Landeskirche in Württemberg, und ist bei »neu anfangen« Ortsverantwortlicher für Oberschwandorf.

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