Bethlehem – Hirten und Könige

Bethlehem liegt 8 Kilometer südwestlich von Jerusalem im judäischen Bergland. Dass Jesus hier geboren wurde, ist fast jedermann bekannt. Aber auch David hat hier rund tausend Jahre zuvor das Licht der Welt erblickt und vor seiner Berufung durch den Propheten Samuel als Hirte die Schafe gehütet – eine interessante Verbindung zu den Hirten Bethlehems in der Weihnachtsgeschichte. Der Hirte David wird zum König gesalbt, ein Jahrtausend später bezeichnet sich der in Bethlehem geborene König als »der gute Hirte« (vgl. Johannes 10,11).

Jakobs Frau Rahel wurde in der Nähe der Stadt begraben (1. Mose 35,19), nachdem sie bei der Geburt ihres Sohnes Benjamin gestorben war; Rut und Noomi zogen hierher in Noomis Heimat zurück (Rut 1,19). Und auch die Frau des namenlosen Leviten, die von einigen Männern in Gibea bestialisch ermordet wurde, stammte aus Bethlehem (Richter 19).

Das Innere der Geburtskirche in Bethlehem.

Aus der Weihnachtsgeschichte ist die Erzählung um Christi Geburt bekannt: Josef und seine Verlobte Maria, die hochschwanger war, reisten von Nazareth nach Bethlehem. Sie fanden Unterkunft in einem Stall und Maria brachte den Erlöser Jesus Christus zur Welt. Hirten und Weise aus dem Morgenland besuchten das Kind. Aus Angst vor einem heranwachsenden Konkurrenten ließ König Herodes in Bethlehem kleine Kinder umbringen, zuvor konnte sich die Heilige Familie jedoch in Sicherheit bringen.

Die Weisen und der Stern von Bethlehem

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Ob der Stern von Bethlehem, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt sind, ein Komet, eine Supernova oder eine Planetenkonstellation war, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit nachweisen. Die Kometentheorie ist am ältesten, was sich auch in der häufigen Darstellung des Sterns mit Schweif zeigt. Schon in der Antike konnten die Astronomen die regelmäßige Wiederkehr einiger Kometen berechnen. Heute gehen aber die meisten Wissenschaftler davon aus, dass es sich um eine sogenannte Konjunktion gehandelt hat. Dabei habe der Planet Jupiter sich entweder mit dem Saturn, der Venus oder dem Fixstern Regulus überdeckt und so in außergewöhnlicher Helligkeit gestrahlt. Der Religionswissenschaftler Dr. Werner Papke vermutet, es habe sich um einen explodierenden Stern gehandelt – eine Supernova, die durch ihre besondere Position als Stern des Erlösers interpretiert worden sei. Interessant ist, dass sowohl Papke als auch Vertreter einer der Konjunktionstheorien die Geburt Jesu auf den jüdischen Neujahrstag datieren: entweder im Jahr 3 oder 2 v. Chr. (Zur Problematik mit dem Todesjahr des Herodes siehe S. 77).

Heute gehört Bethlehem zum palästinensischen Autonomiegebiet, der christliche Bevölkerungsanteil wird immer geringer. Touristen und Pilger sind aufgrund der instabilen politischen Verhältnisse und der schwierigen Einreisebedingungen immer seltener anzutreffen.

Bei Google Earth sind Wolken über Bethlehem, sie geben aber den Blick frei auf die Geburtskirche, die durch ihre kreuzförmige Bauweise ins Auge fällt. Der Krippenplatz befindet sich unmittelbar westlich davon, ist aber leider verdeckt. So ist auch die moderne Omarmoschee nicht zu sehen, die quasi als Gegenstück zur Geburtskirche errichtet wurde.

Vom Krippenplatz her wirkt die Kirche festungsartig und eher unauffällig. Über die Jahrhunderte wurde der Eingangsbereich mehrmals umgebaut, die Tür ist nur noch 1,20 Meter hoch. Das ehemalige Kirchenportal wurde verkleinert, damit die muslimischen Mamelucken nicht mehr hoch zu Ross in die Kirche reiten konnten.

Gebückt erreicht man daher das Innere der Kirche mit ihrem monumentalen Mittelschiff aus dem 6. Jahrhundert. Kaiser Justinian I. ließ diese Kirche erbauen, nachdem der Vorgängerbau aus dem 4. Jahrhundert zerstört worden war. Innerhalb der Kirche gelangt man über eine Treppe hinunter in die 12 Meter lange und 3 Meter breite Geburtsgrotte. Ein Silberstern kennzeichnet die Stelle, an der Jesus geboren wurde. Von der Existenz dieser Höhlengrotte gibt es Zeugnisse der Kirchenväter Justinus dem Märtyrer und Origenes aus dem 2. Jahrhundert.

Rahels Grab weiter im Norden ist gegenwärtig ebenfalls von Wolken verdeckt. Der Kuppelbau, der aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammt, ist ein wichtiges Heiligtum für das Judentum. Vor allem jüdische Frauen, die keine Kinder bekommen können, pilgern hierher. Durch eine Sicherheitsbarriere ist das Grab vom palästinensischen Bethlehem abgegrenzt und wird vom israelischen Militär bewacht.

Koordinaten:
Geburtskirche: 31.7043N, 35.2073E
Rahels Grab: 31.7199N, 35.2018E
Gilo: 31.7308N, 35.1896E
Beit Jala: 31.7211N, 35.1899E
Har Homa: 31.7258N, 35.2207E
Ramat Rachel: 31.7379N, 35.2194E
Eliaskloster: 31.7346N, 35.2107E

Bethlehems Umgebung

Zwischen Bethlehem und Jerusalem befinden sich mehrere Orte, die in den vergangenen Jahren in die internationalen Schlagzeilen geraten sind: Der Jerusalemer Stadtteil Gilo ist Ende des Jahres 2000 von palästinensischen Extremisten aus der kleinen arabischen Stadt Beit Jala heraus beschossen worden und wird seither durch eine Betonmauer gesichert. Der Hügel Har Homa ist seit 1997 unter internationalem Protest von Israelis besiedelt worden, denn er liegt in dem Gebiet, das erst 1967 während des Sechstagekriegs von Israel erobert wurde. Israelische Dörfer und Städte auf ehemals jordanischem Gebiet im Westjordanland werden als illegale Siedlungen betrachtet.

Zahlreiche jüdische Siedler sehen es als ihre religiöse Aufgabe an, im biblischen Kernland, den sogenannten besetzten Gebieten, wohnen zu bleiben. Sie begründen ihr Recht dazu nicht nur aus der Bibel, sondern auch aus der jüngeren Geschichte. So gab es in Gaza, Hebron und überall im Westjordanland bis 1948 jahrhundertealte Ansiedlungen von Juden. Unter jordanischer Herrschaft sank die Zahl der Juden auf null und so verstehen sich die Bewohner der jüdischen Siedlungen nicht als Siedler, sondern als Heimkehrer, die ihren alten Wohnort wieder aufgesucht
haben.

Ebenfalls in der Nähe Bethlehems, schon zu Jerusalem gehörend, befindet sich der Kibbuz Ramat Rahel, der 1926 gegründet, 1948 während des Unabhängigkeitskriegs zerstört und 1950 unmittelbar an der Grenze zu Jordanien wiederaufgebaut wurde. Auf dem 818 Meter hohen Hügel ist eine Ausgrabungsstätte, in der gegenwärtig – unter anderem unter Mitwirkung von Peter van der Veen – erfolgreich nach Spuren aus der Königszeit gegraben wird. Der Olivenpark am östlichen Ende des Hügels ist dank seiner eindrucksvollen Geometrie schön zu erkennen. 200 Bäume sind hier gepflanzt worden und weisen durch ihre konzentrische Anordnung auf ein Monument im Mittelpunkt hin.

Das Eliaskloster erhebt sich etwa 2 Kilometer nördlich von Bethlehem auf einem Hügel. Es wurde im 6. Jahrhundert erbaut und zuletzt von der griechisch-orthodoxen Kirche im 17. Jahrhundert erneuert.